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DIE SKIN-ON-FRAME BAUWEISE

Traditionell, leicht & robust

Skin-on-Frame Boote lassen sich ressourcenschonend bauen und bieten einige interessante handwerkliche Besonderheiten wie das Dampfbiegen oder das Bespannen und Vernähen des Skins.

Traditionelle Bauweise kommen ohne Kleber, Schrauben und Nägel aus, da die Boote mit Steckverbindungen und Kunstsehne zusammengehalten werden. Eine moderne Alternative ist die Fuselage-Frame-Bauweise, bei der Querspanten aus Plattenmaterial anstelle von dampfgebogenen Ribs zum Einsatz kommen.

The wooden frame of a Skin-on-Frame Canoe lying in high grass

Holz

das High-Tech-Material aus dem Wald.

Im traditionellen Skin-on-Frame Kanubau definieren die Dollborde den Decksprung und übernehmen den Hauptanteil der Statik eines Skin-on-Frame Bootes. An ihnen sind die Querspanten (Ribs) befestigt, die aus schmalen Leisten dampfgebogen werden. Die Ribs wiederum tragen die Längsspanten (Stringer), die die Form der Aussenhaut bestimmen und für die typische Knickspant-Form verantwortlich sind. Verbunden wird alles mit Kunstsehne und Holzdübeln. Nägel, Schrauben oder Klebstoffe sind nicht nötig. Die Dollborde und Stringer werden aus einem möglichst leichten Holz gefertigt. Hier bietet sich vor allem Red Cedar an, da es sehr homogen, astfrei, leicht und einfach zu verarbeiten ist. Außerdem ist die hohe Resistenz gegen Fäulnis und Pilzbefall hervorzuheben. Andere Hölzer wie Fichte, Kiefer oder Douglasie können natürlich auch verwendet werden. ​ Die Querspanten werden aus Eschen oder Eichenholz gefertigt. Eschenholz hat gegenüber Eiche den Vorteil, dass sich auch kammergetrocknetes Holz noch zum Dampfbiegen eignet.

Die Dollborde

Die Dollborde sind beim Kanadier mit dem Süllrand gleichzusetzen, beim Kajak liegen die Dollborde am Übergang vom Rumpf zum Deck. Sie tragen den größten Teil der Kräfte, die in einem Skin-on-Frame Boot wirken. Im Kajakbau werden sie in einem Winkel von meist etwa 17° angestellt und bewirken so auf natürliche Weise den typischen Decksprung sowie den trapezförmigen Querschnitt des Rumpfes. Beim Kanadier werden die Dollborde, entsprechend dem gewünschten Decksprung, aus mehreren Leisten formverleimt, da die Rumpfform vertikal stehende Dollborde erfordert. Ein Anstellen der Dollborde in einem Winkel wie beim Kajak kommt hier nicht in Frage. Die Dollborde werden auf der Unterseite mittels einer Oberfräse mit Taschen versehen, in denen die Ribs befestigt werden. Da die Dollborde statisch eine wichtige Rolle spielen ist eine sorgfälte Holzwahl entscheidend. Am besten eignet sich Red Cedar, da das Holz im Bezug auf sein leichtes Gewicht sehr stabil und resistent gegen Fäulnis ist. Außerdem lässt es sich sehr leicht mit Handwerkzeugen bearbeiten und ist meist astfrei zu bekommen. Ein Brett mit liegenden Jahresringen ergibt Dollborde mit liegenden Jahresringen (siehe Foto).

a board of red cedar wood with pencil markings for later sawing of strips for a kayak build
strips of ashwood prepared for steambending ribs for a skin-on-frame canoebuild

Dampfbiegen

Für das Dampfbiegen geeignetes Holz zu finden ist im Skin-on-Frame Kanubau die erste Hürde. Geeigent sind vor allem Esche und Eiche, jedoch sollte das Holz idealerweise ungetrocknet sein. Im Handel wird fast ausschließlich kammergetrocknetes Holz angeboten, weshalb man in der Wertschöpfungskette etwas weiter am Anfang suchen sollte: im Sägewerk. Für alle, die sich jetzt denken, dass sich das alles sehr stressig anhört: Eschenholz hat im Gegensatz zu Eichenholz die Eigenschaft, dass es sich auch kammergetrocknet noch gut dampfbiegen lässt. Etwas mehr Bruch muss hier allerdings in Kauf genommen werden, daher sollte man sicherheitshalber gleich etwas mehr Holz kaufen als berechnet. Idealerweise findest du "Riftware" im Holzhandel, also Bretter mit stehenden Jahresringen, woraus du auf der Tischkreissäge Leisten mit liegenden Jahresringen sägen kannst (siehe Foto). Hierbei ist es wichtig, stets möglichst parallel zu den Jahrringen zu sägen. Leisten, in denen möglichst viele Jahrringe von Leistenanfang bis Leistenende durchlaufen sind besonders stabil und neigen weniger zum Brechen.

Knoten

 

Das Verknoten von Holzteilen ist eine alte Verbindungstechnik, die damals mit Tiersehnen oder Pflanzenfasern realisiert wurde. Heute nutzt man im Skin-on-Frame Kanubau gewachste Kunstsehne aus Palyamid. Das Verknoten hat gegenüber dem Dübeln, Nageln oder Verschrauben den Vorteil, dass die Konstruktion eine bessere Toleranz gegenüber Stößen hat, da der Frame eines Skin-on-Frame Kanus flexibel bleibt. Wo eine verklebte Stelle brechen würde oder die Leiste an einer verschraubten Verbindung spleissen würde, bleibt die verknotete Verbindung intakt. Die Steifigkeit eines Skin-on-Frame Kanurumpfes hängt vor allem von der Festigkeit der Verknotung ab. Es ist daher sehr wichtig, die Sehne stets unter hohem Zug zu halten, während man den Frame verknotet. Eine gewachste Sehne hat hier den Vorteil, dass sie bereits auf sich selbst klebt und es dem Kaubauer so leichter fällt die Spannung aufrecht zu erhalten. Ein sehr fest verknoteter Frame neigt weniger dazu später durch die Kräfte, die beim Skinnen auftreten zur "Banane" zu werden.

detail photo of a knotted wooden frame of a skin-on-frame canoe. artificial sinew was used to joint the ribs and stringers of the frame

Dein größtes Nähprojekt.

the wooden frame of the 'nanook' skin-on-frame kayak rests on trestles and is covered with nylon fabric, which is loosely laid on the frame. view through the frame and its cnc-milled components

Skin

Der Skin macht den Frame zum Kanu. Geeignet sind Polyamid (PA), das auch als "Nylon" bekannt ist, Polyester (PES) aber auch Baumwolle. Polyamid ist das robusteste Material und lässt sich gut mit Polyurethanlacken lackieren. Ein großer Nachteil ist allerdings die Eigenschaft, dass Polyamid Feuchtigkeit aufnimmt und sich hierbei ausdehnt. Daran kann auch eine sorgfältige Lackierung nichts ändern. Mit Nylon bespannte Skin-on-Frame Kanus können bei feuchtem oder kaltem Wetter wellig aussehen, da der Skin seine Spannung verliert. Dem lässt sich entgegenwirken, indem man das Gewebe beim Skinnen mit Wasser tränkt und es unter hoher Spannung vernäht. Bei der Trocknung spannt es sich nochmals fester um den Frame. Vorsicht ist allerdings geboten, da es auch Berichte über Kanuframes gibt, die unter dem sich zusammenziehenden, trocknenden Skin gebrochen sind. Polyester nimmt hingegen keine Feuchtigkeit auf, erschlafft also auch nicht. Im Vergleich zu Nylon ist es allerdings nicht ganz so robust. Ein weiterer Vorteil von Polyester ist, dass es sich im Gegensatz zu Nylon mit einem Bügeleisen schrumpfen lässt. Es muss also nicht unter extremer Vorspannung geskinnt werden, sondern kann später geschrumpft werden und behält diese Spannung auch bei. Bei der Wahl des Gewebes ist auch die Bindungsart wichtig: in relativ lose gewebte Leinwandbindungen wie z.B. "Ballistic Nylon" zieht die Naht schnell große Löcher ins Gewebe, die sich mit Lack nicht mehr abdichten lassen. Andere, kompakter gewebte Gewebe sind hier besser geeignet. Dies sollte man vorher testen... Am einfachsten ist ein Kanadier zu skinnen, da hier der Skin einfach mit Edelstahltackern an den Dollborden befestigt werden kann. Die Tacker werden später von einer Holzleiste verdeckt. Genäht werden muss am Kanadier nur entlang der Steven an Bug und Heck.

"Erster Eindruck: das Boot sieht gut aus und wiegt beim Tragen beeindruckend wenig. Es sieht dennoch absolut stabil und solide aus. Dann auf dem Wasser: Durch den großen Süllrand ist der Einstieg leicht. Ich sitze tief, habe angenehm viel Platz für Beine und Füße. Rückenlehne und Fußstützen sind genau da, wo sie sein sollten. Auf den spartanischen Holzsitz würde ich mir auf Dauer lieber ein Polster legen. Die Knie haben guten Kontakt unter dem Süll. Meine anfängliche Scheu, die Fersen einfach aufa die dünne Bootshaut zu setzen, vergesse ich schnell. Auch wenn man drinsitzt, wirkt das Boot ausgewogen und solide konstruiert, trotz des leichten Gerüsts und der für mich ungewohnt dünnen Außenhaut. Die ersten Paddelschläge: Das Boot liegt durch die tiefe Sitzposition stabil und fährt sich leicht, mit sehr gutem Geradeauslauf. Zum Steuern lässt es sich gut ankanten und geht willig in die gewünschte Richtung, allerdings mit recht großem Kurvenradius, wie bei der Länge und dem geringen Kielsprung nicht anders zu erwarten. Es gab nur wenig Wind, aber bei ein paar leichten Böen konnte ich keine Windanfälligkeit spüren – die Bordwände und Decks sind niedrig genug. Etwas kräftiger gepaddelt, da zieht das Boot beeindruckend schnell und leicht los. Ankanten, mit oder ohne Fahrt, bis das Wasser am Süllrand steht, ist kein Problem. Das Boot zeigt eine hohe Endstabilität, auch ohne stärkeres Stützen. Mein Fazit: Ein sehr angenehm und mühelos zu fahrendes, leichtes und schnelles Boot. Die Bauanleitung und Baupläne sind professionell gemacht. Auch die Bausatzteile sehen sehr gut aus. Die Preise dafür sind fair kalkuliert. Ob ich es schaffe, dieses schöne Boot selbst zu bauen? Im Winter werde ich es ausprobieren!" Jost, 179cm, 67kg - hat das NANOOK getestet und baut nach dem Bauplan​

Lack & Pigmente

Eine schöne Möglichkeit ein Skin-on-Frame Kanu zu individualisieren ist ein farbenfroher Anstrich. Hiermit lassen sich von kühlen blauen oder grünen bis hin zu warmen rot oder orangetönen viele Nuancen realisieren. Durch gründliches Vermischen oder eine streifige Verarbeitung lassen sich homogene bis patinierte Looks erschaffen. Natürliche Erd- oder Mineralpigmente werden hierzu in den Härter des Lackes gegeben, um über den gesamten Lackierprozess eine einheitliche Färbung zu erhalten. An einem Teststück sollte vorher unbedingt der Farbton und vor allem die angestrebte Opazität getestet werden. Hierzu ist es ratsam nicht zu kleine Mengen Lack und Pigment zu mischen, da die Gewichtsverhältnisse sich so nur schwer auf größere Mengen übertragen lassen. Lackiert werden Polyamid und Polyester mit Polyurethanlacken. Kanus, die mit Baumwolle bespannt werden, können auch mit ölbasierten Lacken beschichtet werden.

photo of a white nylon fabric onto which square color samples in shades of orange and red have been applied. a test of natural pigments for dyeing skin-on-frame canoes and kayaks
the 'SOFi' skin-on-frame canoe is lying on the shore of rolstorpasjön in southern sweden on a dense cover of blueberries. several pine trees are standing on the shore. in the background you can see the lake. the light shines through the skin of the lightweight canoe and makes the wooden frame inside the canoe visible

Mit Leichtigkeit

Die Faszination eines Skin-on-Frame Kanus ist neben dem geringen Gewicht auch der transparente Skin, durch den die Sonne scheint und den Frame auch nach außen sichtbar macht. Beim Paddeln sieht man auch die Wasserline durch den Skin schwappen und kann Seerosenblätter unter dem Boot durchziehen sehen. Alle, denen die Leistenbauweise zu hochglänzend und zu arbeitsintensiv ist, sei die Skin-on-Frame Bauweise empfohlen. Die traditionelleren und weniger in monotone Fleißarbeiten ausufernden Arbeitsschritte belohnen mit neuen Erfahrungen im Dampfbiegen, Verknoten und Nähen. Dabei heraus kommen filigran anmutende, aber dennoch robuste und alltagstaugliche Kanus, die sich wie mein Modell "SOFi" hier am Rolstropasjön in Südschweden perfekt in die Landschaft integrieren.

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