Hier geben wir dir Tipps zum Holzkauf und geeigneten Holzarten für den Skin-on-Frame Kanubau. Passendes Holz zu finden ist im Skin-on-Frame-Kanubau nicht immer leicht. Längen von über fünf Metern sind schwer zu bekommen. Wenn das Holz dann auch noch riss- und astfrei sein muss und eine gute Dauerhaftigkeit sowie gerade verlaufende Jahresringe aufweisen soll, muss man eher von Glück sprechen, wenn man ein Brett gefunden hat, welches allen Anforderungen gerecht wird. Wir wollen deshalb die Prioritäten etwas ordnen, um dir den Holzkauf zu erleichtern. Das perfekte Brett wirst du wahrscheinlich nicht finden. Kleine Äste, Risse oder Spuren der Transportsicherung sind Fehler, die jedes Brett haben kann und um die man sich mit einer geschickten Sägetaktik herumarbeiten kann.
Prioritäten beim Holzkauf
(1 = hoch, 5 = niedrig)
Die Prioritäten sind allgemein gehalten und gelten weniger für den Kauf von Dampfbiegeleisten als eher für den Kauf von Dollbordholz.
1 | rissfrei | Risse liegen immer längs im Brett, sodass du oft große Teile des Brettes nicht verwenden kannst. |
2 | gerade Jahresringe | Die Jahrringe sollten parallel zur Brettkante verlaufen und möglichst parallel zueinander sein. Nur die späteren Leisten, bei denen ein Großteil der Jahrringe vom Leistenanfang bis -ende durchlaufen sind stabil genug. Zur Seite herauslaufende Jahrringe schwächen die Leiste und führen bei Leisten, die Dampfgebogen werden häufig zu Brüchen. |
3 | liegende Jahresringe | Liegende Jahrringe liegen parallel zur längeren Seite im Brett bzw. der Leiste, wie in der Schnittzeichnung unten dargestellt. Für stabile Leisten mit homogenem Biegeverhalten, vor allem bei den Dollborden sehr wichtig. |
4 | astfrei | Kleinere Äste müssen kein großes Problem sein, größere oft schon. Zur Not musst du schäften. Beim Holzkauf für Ribleisten hat die Astfreiheit eine höhere Priorität. |
5 | ausreichende Länge | Wenn du kein ausreichend langes Holz findest, kannst du kurze Leisten zu einer langen Leiste schäften. Lese dir hierzu unseren Blogbeitrag zum Schäften durch. |
Stehende/liegende Jahresringe - was ist der Unterschied?
Unterschied zwischen stehenden und liegenden Jahresringen: Links ist ein Brett mit stehenden Jahresringen dargestellt, die Jahresringe verlaufen also parallel zu den schmalen Brettseiten. Rechts ist der Schnitt durch eine Ribleiste dargestellt, in der die Jahresringe liegen, also parallel zu den langen Kanten des Leistenquerschnitts verlaufen.
Holzkauf für Ribleisten
Der Kauf von geeignetem Holz ist meist die größte Hürde beim Dampfbiegen. Im Fachhandel findet man fast ausschließlich technisch getrocknetes Holz, weshalb hier nur Esche in Frage kommt, da sich dieses Holz als einziges auch getrocknet relativ gut biegen lässt. Bei der Suche nach geeignetem Holz muss man also weiter am Anfang der Wertschöpfungskette schauen: im Sägewerk. Hier kann man die Chance haben frische Bretter vor dem Trocknungsofen zu retten.
Für Ribleisten, die Dampfgebogen werden sollen, eignen sich vor allem Eichen und Eschenholz. Eichenholz muss ungetrocknet sein und sollte eine hohe Restfeuchte zwischen 20 und 30% ausweisen. Kammergetrocknete Eiche eignet sich nicht zum Dampfbiegen. Für Eschenholz gilt im Grunde das selbe, wobei sich auch kammergetrocknetes Eschenholz zum Dampfbiegen eignet. Hierbei solltest du dich allerdings auf mehr Brüche einstellen und lieber direkt etwas mehr Holz kaufen. Kalkuliere pro Ribleiste etwa mit 1cm Brettbreite (6mm Ribstärke + 3mm Sägeblatt + Sicherheit).
Ein perfektes Brett, das sich komplett zu Dampfbiegeleisten verarbeiten lässt wirst du kaum finden, da ein aufgerissenes Kernholz, kleinere Äste oder Verwerfungen in den Jahresringe bestimmte Areale im Brett disqualifizieren. Die Herausforderung besteht darin, in einem Brett nutzbare Bereiche zu finden, die möglichst vielen Anforderungen gerecht werden und gute Leisten hervorbringen können.
Optimal sind „zöllige“ Bretter, also Bretter, die auf eine Stärke von etwa 27mm gesägt wurden, da diese auch mit Heimwerkermaschinen noch verarbeitbar sind und bereits ungefähr die erforderliche Leistenbreite ausweisen. Auch sollte darauf geachtet werden, dass die Bretter nicht zu stark Deckeln, da dies das Aufsägen erschwert. Wenn Abrichte und Dickenhobel vorhanden sind, kann das Brett vorab direkt auf Ribbreite gehobelt werden, bevor die einzelnen Ribs auf der Tischkreissäge gesägt werden.
Im Foto siehst du einen Vergleich von Ribleisten. Bei der linken Leiste liegen die Jahresringe perfekt parallel in der Leiste. Dies ist an der homogenen Oberseite erkennbar. Bei der mittleren Leiste liegen die Jahresringe zwar auch parallel in der Leiste, jedoch läuft ein Jahresring aus der Leiste heraus, weil der Sägeschnitt nicht der Maserung des Holzes gefolgt ist. An dieser Stelle kann die Leiste brechen oder sie biegt sich ungleichmäßig. Bei der rechten Leiste liegen die Jahresringe diagonal in der Leiste. Zwar bricht sie weniger wahrscheinlich als die mittlere Leiste, jedoch lässt sie sich nicht so einfach und homogen biegen wie die linke Leiste. Hiersind die Leisten aus dem Foto nochmal in der Zeichnung in gleicher Reihenfolge dargestellt:
Holzkauf für Dollborde
Für die Dollborde eignen sich vor allem leichte Hölzer, da man das Gewicht des fertigen Boots nicht unnötig erhöhen will. Außerdem sollte die Holzart eine gewisse Dauerhaftigkeit ausweisen und sich leicht bearbeiten lassen. Holzarten aus heimischer Produktion können zum Beispiel Fichte, Kiefer oder Douglasie sein, wobei Douglasie noch die dauerhafteste Holzart darstellt. Ein Nachteil dieser Holzarten ist nur die Ästigkeit, die oft Schäftungen erforderlich macht. Der heilige Gral der Holzarten ist Red Cedar (Thuja plicata), da dieses Holz sehr leicht, äußerst Verrottungsresistent und einfach zu bearbeiten ist. Im Fachhandel ist dieses Holz leider nur schwer zu bekommen. Suche für die Herstellung von Dollborden nach einem Brett mit liegenden Jahresringen, da die Dollborde, die oft breiter sind als 50mm, liegend aus dem Brett gesägt werden. Das Foto zeigt ein nahezu perfektes Brett mit sehr parallel liegenden Jahrringen aus dem vier Dollborde gesägt werden (die Bereiche oben und rechts sind Verschnitt und können noch für den Paddelbau verwendet werden):
Auftreten in Holzhandel und Sägewerk
Zum erfolgreichen Holzkauf gehört neben einem gepflegten Äußeren (Sicherheitsschuhe sind auf Werksgeländen lieber gesehen als Sandalen) vor allem das passende Vokabular: „Riftware“ ist zum Beispiel das Stichwort, wenn es um vielversprechende Bretter zur Herstellung von Biegeleisten geht. Der Riftschnitt verläuft durch den Stammittelpunkt und bringt Bretter mit stehenden Jahresringen hervor, aus denen sich sehr einfach Leisten mit liegenden Jahresringen sägen lassen.
Für den Ambitionierten Kanubauer gibt es ein Vakuum zwischen Baumarkt und Großhandel, das es sehr schwer macht ohne Stress und/oder Überzeugungsarbeit (Trinkgelder) an eine kleine Menge guten Holzes zu kommen. Im Fachhandel darf man oft nur von oben kaufen, sprich: du hättest gerne das fünftunterste Brett und musst alle Bretter darüber auch kaufen. Dies kann sogar dazu führen dass du dein Traumbrett im Lager lässt und ohne Holz wieder fährst.
Wichtiges Vokabular
Schnittholz | Vollholz, das in Form von Brettern oder Bohlen, besäumt oder unbesäumt verkauft wird |
Besäumt/unbesäumt | Unbesäumte Bretter weisen unterschiedliche Breiten auf und haben an den Kanten oft noch Rinde. Besäumte Bretter oder Bohlen sind parallelrandig. |
zöllig | Bretter mit etwa 27mm Stärke |
Bohle | oft in Stärken von 52mm verkauft und etwa 15-20cm breit |
stehende/liegende Jahresringe | wurde oben erläutert |
Riftware | wurde oben erläutert |
Wichtige Werkzeuge ...die beim Holzkauf nicht fehlen sollten:
- Bandmaß/Meterstab
- Holzfeuchtemessgerät
- Cuttermesser
- Taschenlampe
- Handsäge
- Rote Fahne und Ratschengurte zur Ladungssicherung
- Dachträger oder Hänger
- Trinkgeld (kann Lageristen hilfsbereiter und geduldiger machen)
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