Im Skin-on-Frame Bootsbau werden vor allem Polyester und Polyamid als Bespannungsmaterialien verwendet. Hier ein Vergleich der Vor- und Nachteile der beiden Materialien...
Polyamid (PA) "Nylon"
Auch als "Nylon" bekannt. Ist das robusteste Gewebe, das im Skin-on-Frame Kanubau gebräuchlich ist. Es ist aufgrund seiner Dehnbarkeit äußerst reiss- und stoßfest und findet daher zum Beispiel auch in kugelsicheren Westen Verwendung. Ein Skin-on-Frame Boot mit Nylonbespannung lässt sich auch auf Flüssen Paddeln. Nur sehr spitze oder scharfkantige Objekte in Kombination mit ausreichendem Druck würden das Material durchstechen.
Nylon nimmt Wasser auf und dehnt sich dabei um bis zu 15% aus. Oft sieht man, dass Kanus mit Nylongewebe feucht bespannt werden, da der Skin anschließend trocknet und sich nochmals fester um den Rumpf spannt. Was auf den ersten Blick wie ein Vorteil anmutet, stellt jedoch eher einen Nachteil dar, da die Lackierung des Polyamid-Gewebes leider die Eigenschaft der Wasseraufnahme nicht verhindet. Dies bedeutet, dass das Boot bei feuchter Witterung, Kälte oder längeren Paddeltouren einen schlaffen Skin bekommen kann, der leichte Wellen ausbildet. Auf die Fahreigenschaften hat das kaum einen Einfluss, jedoch sieht es nicht sehr ansprechend aus. Verhindern lässt sich diese Wellenbildung nur durch ein extremes Spannen des feuchten Skins um den Kanuframe. Im Gegensatz zu Polyester lässt sich Nylon nicht mit dem Bügeleisen oder einem Heißluftföhn schrumpfen.
Für den normalen Gebrauch reicht ein Gewebe mit einem Flächengewicht zwischen 200-300g/m². Für Leichtbauten kann auch ein leichteres Gewebe genutzt werden. Für Touren mit wilderem Wasser eignen sich auch schwerere Gewebe, wobei das Gewicht des Kanus natürlich auch duch die höhere Lackaufnahme des Nylongewebes steigt.
Für die Verwendung im Skin-on-Frame Kanubau eignen sich nur unbeschichtete Polyamidgewebe, da sich beschichtete Gewebe nicht mehr Lackieren lassen. Auch Gewebe, die als "wasserdicht" verkauft werden sind nicht für Skin-on-Frame Boote geeignet, da die Wassersäule für einen Rumpf nicht ausreicht und die Nähte zudem nicht wasserdicht wären. Ein häufig verwendetes Polyamidgewebe ist "Ballistic Nylon" mit 310g/m² Flächengewicht, aber auch andere Gewebe mit z.B. 230g/m² sind im Handel erhältlich.
Polyester (PES)
Polyester ist bei gleichem Flächengewicht weniger Robust als Polyamid, kann dafür aber durch folgende Vorteile Punkten:
Beim Bespannen ist es nicht nötig das Gewebe so extrem zu spannen wie Nylon, da es sich im Nachhinein mit einem Bügeleisen schrumpfen lässt. Die Spannung, die das Gewebe durch das Schrumpfen erhält bleibt dauerhaft erhalten. Auch nimmt Polyestergewebe im Gegensatz zu Nylon keine Feuchtigkeit auf, wird also bei feuchter Witterung oder längeren Paddeltouren nicht schlaff und wellig. Der Nachteil der geringeren Robustheit kann durch die Nutzung eines schwereren Gewebes ausgeglichen werden. Solltest du sowieso eher auf Seen oder dem Meer unterwegs sein, wo das Risiko von Grundkontakt eher gering ist, solltest du Polyester eine Chance geben!
Wie auch beim Nylongewebe ist beim Polyestergewebe für den Skin-on-Frame Kanubau wichtig, dass ein unbeschichtetes Gewebe verwendet wird, da die Lackierung sonst nicht haften kann. Leider sind unbeschichtete Polyestergewebe in Europa schwer zu bekommen, da fast alle im Handel angebotenen Gewebe beschichtet verkauft werden.
In den USA werden die Gewebe oft mit Flächengewichten von 6oz/m² (ca.170g/m²) und 9oz/m² (ca. 255g/m²). 170g ist sehr leicht und eignet sich vor allem für Boote, die sehr leicht sein sollen und auf Stillgewässern oder leicht fließenden Flüssen gepaddelt werden.
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